Der alte Friedhof von Tonopah

Mitten im Nirgendwo ein Friedhof. Nach nur 10 Jahren war er bereits überfüllt und wurde geschlossen. Ein neuer Friedhof wurde am anderen Ende der Stadt ausgewiesen.
Gleich neben dem unheimlichen Clown Motel liegt der alte Friedhof der Stadt, der Old Tonopah Cemetery. Nur ein schmaler Weg trennt die Lobby des Motels von den Gräbern.
Am 7. Mai 1901 wurde hier der erste Tote, John Randel Weeks, beerdigt. Im April 1911 war bereits kein Platz mehr für weitere Tote und der Friedhof musste geschlossen werden*. Etwa 300 Menschen, darunter viele Pioniere, welche 1902 einer mysteriösen Seuche zum Opfer gefallen sind, liegen hier begraben. Bis heute ist der Ausbruch dieser tödlichen Seuche, welche unter der Bezeichnung John Randel Weeks in die Geschichte einging, ein Mysterium.
Auch 14, der insgesamt 17 Opfer des Feuers in der Tonopah-Belmont Mine vom 23. Februar 1911, haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Darunter war auch Bill Murphy, der im Alter von 28 Jahren, bei der Rettung von Minenarbeitern, ums Leben gekommen ist. Eine weitere Persönlichkeit, Thomas Logan, der Sheriff von Nye County, welcher bei einer Schießerei im Manhattan Bordell tödlich verletzt wurde, liegt hier begraben.
Ein paar besondere Gräber und Menschen im Detail

Die Marojevech Brüder – Felemir (Frank) und George – aus Monte Negro
Am 20. Juni 1907 wollte George seinen Bruder bei der Belmont Mine besuchen. Während die beiden sich unterhielten, fiel Frank auf, dass ein mit Erz voll beladener Waggon, sich verselbständigt hat und den Hügel hinab rollte. Frank versuchte sich auf den Wagen zu schwingen und hat sogleich die Bremse gezogen. Der Bremshebel aber, der vorher schon mal gebrochen war, wurde mit dem Stiel einer alten Schaufel ersetzt. Dieser brach und Frank fiel so unglücklich vom Wagen, dass er von diesem überrollt wurde. Er war auf der Stelle tot. Beim Versuch seinen Bruder zu retten, fiel George ebenfalls hin und beide Beide wurden oberhalb der Fußknöchel überrollt. Obwohl man George sofort ins Krankenhaus brachte, wo man ihm beide beide Beine amputiert hat, erlag er noch in derselben Nacht seinen Verletzungen.

Der Held von Tonopah, William „Big Bill“ Murphy (Foto Harald H. Jungbauer)
Am 23. Februar 1911 brach in der Belmont Mine ein Feuer aus und schloss mehrere Bergarbeiter ein. Darunter waren auch Verletzte. Beim Versuch die im Feuer verletzten Minenarbeiter zu retten, starb Big Bill zusammen mit 16 weiteren Kumpels, bei seinem dritten Gang in den Minenschacht, von welchem er nicht mehr zurück kam. Bevor er zum dritten Mal nach unten ging, sagte er noch: „Zweimal war ich schon unten, es war sehr knapp, aber ich werde es nochmals versuchen.“
William Murphy wurde ein Ehrendenkmal an der Main Street direkt vor dem Postgebäude gesetzt. Daneben findet man auch eine Wandmalerei, auf welcher das Begräbnis dargestellt ist, das während eines Blizzards stattgefunden hat.

Leider ohne Foto, das Grab von Sheriff Thomas Logan
Es war bereits seine dritte Amtsperiode als Sheriff Thomas Logan von einem unruhe stiftenden Glücksspieler im Manhattan Rotlichtviertel am 7. April 1907 erschossen wurde. Laut Aussage seiner Urenkelin und Autorin Jackie Boor, war er unbewaffnet und im Schlafanzug, als auf ihn geschossen wurde. Man sagt, dass er vor seinem Tod noch den Pianospieler davon abgehalten hätte, seinen Angreifer zu erschießen. Der Angreifer wurde für seine Tat nicht verurteilt.
Man sagt Logan hätte Tonopah während seiner Amtszeit zur friedlichsten Bergarbeitersiedlung auf der ganzen Welt gemacht. Sein Tod hat die Gemeinde stark getroffen.

Ebenfalls ohne Foto George „Devil“ Davis
George „Devil“ Davis war der erste Afroamerikaner der in Tonopah beerdigt wurde. Er war als Spaßvogel bekannt und von der ganzen Gemeinde beliebt, unabhängig von seiner Hautfarbe. George hat hart gearbeitet und wurde auch zum politischen Sprecher seiner Gemeinde gewählt. Er arbeitete sich vom einfachen Bergarbeiter bis zum Saloon Besitzer hoch.
George hatte aber auch seine dunkle Seite. Augenzeugenberichten zufolge war er ein gewalttätiger und brutaler Ehemann. In der Nacht zum 22. Juni 1907 kam seine Frau Ruth, mit einem Revolver in den Saloon, stellte sich direkt hinter George und hat ihm in mehrfach in den Rücken geschossen. Etwa 15 Minuten später erlag er seinen Verletzungen.
Für diese Tat musste sie nur ein Jahr absitzen. Danach ist sie nach Goldfield gezogen, wo sie in einem Bordell ihren Lebensunterhalt verdiente.

Auch ohne Fotos Bina Verrault
Bina Verraults Geschichte beginnt in New York City. Zusammen mit ihrer Freundin Izella Browne, haben sie eine Love Syndicate (Interessengemeinschaft) gebildet. Die beiden gaben sich als reiche Witwen aus, während sie reiche Männer verführten und teure Geschenke und Geld von ihnen erschlichen.
Einer der Männer verliebte sich in Bina. Als sie den Mann zurückwies und sich auch weigerte die teuren Geschenke zurückzugeben, ging dieser vor Gericht. Bina wurde verhaftet, aber noch während des Prozesses hat sie ein paar Diamantringe verpfändet und sich aus dem Staub gemacht.
Etwa ein Jahr später ist sie dann in Tonopah gestrandet. Ihre Flucht hat letztendlich ihren Tribut gefordert. Der Alkohol ist ihr zum Verhängnis geworden. Ihre Geschichte aber machte weltweit Schlagzeilen.
Die beiden Damen haben geschätzt etwa $ 100.000 in feinen Kleidern, Schmuck und Geld von ihren Freiern erschlichen. Heute würde dies einem Gegenwert von etwa $ 2,5 Mio entsprechen.

Zuletzt noch die Tragödie dreier Brüder – auch ohne Foto vom Grab
Alle drei Merten Brüder sind zwischen September 1908 und July 1910 gestorben. Als erster starb Albert and Typhus, Sam kam bei einem Unfall in der Montana Tonopah Mine ums Leben und als letzter starb William an Herzversagen und das im Alter von nur 17 Jahren. Damals wie heute, trafen sich die Einwohner Tonopahs zu einer Wohltätigkeitsverstaltung und sammelten Spenden für die Mutter und Albert’s Witwe.
* Diese Version der Schließung kann man so ziemlich auf allen Webseiten nachlesen, aber ich wurde eines besseren belehrt. Kat Galli (Tourism & Events Coordinator) der Stadt Tonopah, hat meinen Beitrag gelesen und mich angeschrieben.
Nachfolgend nun die Richtigstellung aus dem Zeitungsarchiv:

Archiv-Auszug vom 8. Juni 1911 aus der Tonopah Daily Bonanza
(danke Kat Galli vom Tourismusbüro in Tonopah für die Richtigstellung
und den Link zum Archiv)
Die Tonopah Extension Mining Gesellschaft möchte ein weiteres Bohrloch in der Nähe des Friedhofs ansetzen. Über den Antrag der Bergbaugesellschaft dafür ein neues Grundstück zu verwenden und den alten Friedhof zu schließen, sollten die Einwohner der Stadt am 18. Juni selber entscheiden.
Anschrift
521 N Main Street
Tonopah, Nevada, 89049
USA
Tel.: +1 775-482-5920
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