Armorika – das Land am Meer

Kurze Geschichte
Bevor die Kelten kamen lebte hier ein Volk von dem nur wenig bekannt ist. Es hinterließ bis heute viele offene Fragen und Rätsel; angefangen von den Steinreihen von Carnac über die weit verstreuten Menhire, die aus Asterix und Obelix bekannten Hinkelsteine bis hin zu Hügelgräbern (sogenannte Dolmen oder Tumuli).

Im 6. Jahrhundert v.Chr. besiedelten die Kelten die Halbinsel im äußersten Nordwesten Frankreichs und nannten es Armorika – das Land am Meer. Entgegen der Geschichte von Asterix und Obelix, besiegte Cäsar die Veneter, den mächtigsten Volksstamm in Armorika und erobert das gesamte Gebiet. Obwohl die römische Kultur vier Jahrhunderte lang das Land prägte, blieb von dieser kaum was erhalten.

Im Jahr 460 besiedeln die von den Angeln und Sachsen vertriebenen keltischen Britonen (Inselkelten) das Gebiet und christianisieren innerhalb von zwei Jahrhunderten die gesamte Halbinsel. Sie geben ihr den Namen Klein Britannien, was später dann zur Bretagne wurde.
Mehr zur Geschichte gibt es hier. Es ist aber nicht allein seine Geschichte, welche mich neugierig gemacht hat. Die Bretagne hat viel zu bieten.

Geographie – Demographie – Wirtschaft
Die Bretagne liegt im äußersten Nordwesten Frankreichs und ist von drei Seiten von Wasser umgeben: im Norden ist es der Ärmelkanal im Westen und Süden der Atlantik. Die GesamtFläche beträgt etwa 27.200 km², die längste Ausdehnung von Osten nach Westen liegt bei 290 km und von Norden nach Süden gerade mal 180 km. Diese Daten vor Augen, ist es nur schwer zu glauben, dass die Länge des Küstenstreifens ohne Buchten bei etwa 1.200 km liegt; alle Buchten mit eingerechnet sind es sogar an die 3.000 km oder mehr. (Die Angaben im Internet und in den von mir verwendeten Reiseführern variieren zwischen 1.200 – 1.800 km Küstenlänge ohne Buchten und zwischen 2.800 – 3.500 km, die Buchten mit eingeschlossen.) Welche Länge die Küste nun tatsächlich hat, ist zweitrangig, denn jeder einzelne Kilometer ist sehenswert.

Egal an welcher Stelle in der Bretagne man sich gerade befindet, die größte Entfernung zum Meer beträgt immer weniger al 100 km. Es gibt hier zahlreiche Flüsse, von denen nur wenige länger als 100 km sind. Die meisten liegen deutlich darunter. Die höchste Erhebung ist der Roc Ruz mit einer Höhe von 387 m.

Die Einwohnerzahl liegt bei ~ 3,3 Millionen und die Anzahl der jährlich hierher kommenden Touristen ist nur geringfügig weniger und liegt bei etwa 3 Millionen die ihren Urlaub hier verbringen. 90% davon sind Franzosen. Nur wenige aus Deutschland oder anderen europäischen Ländern verirren sich hierher, was wohl auch ein bisschen mit der abgeschiedenen Lage, am äußersten westlichen Rand Europas, zu tun hat. Das westlichste Département wird nicht umsonst Finistère (finis terrae = Ende der Welt) genannt.
Die Bretagne wird in 4 Départements unterteilt:
- Ille-et-Vilaine – bretonisch Il-ha-Gwilen
- Côtes d’Armor – bretonisch Aoudoú-an-Arvor
- Finistère – bretonisch Penn-ar-Bed
- Morbihan – bretonisch Mor-bihan
Die Hauptstadt ist Rennes – bretonisch Roazhon. Sie liegt im Départment Ille-et-Vilaine, das am östlichen Teil gelegene. Es ist sozusagen das Tor zur Bretagne, denn rund um die Stadt gibt es die Rocade, ein Schnellstraßenring mit Abfahrten in alle Départements. Diese Schnellstraße erstreckt sich über die gesamte Bretagne. Autobahnen gibt es hier nicht.

Einst war die Bretagne das Armenhaus Frankreichs. Heute ist der Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig. Fischfang und Austernzucht wird zwar noch betrieben, genauso der Gemüseanbau (vorrangig im Finistère), aber das sind längst nicht mehr die Haupteinnahmequellen. Man denke da nur an den Blumenkohl Krieg und die Rotmützen als die Bretonen, wegen der gefallenen Preise für Gemüse, ihre ganze Ernte auf die Straße kippten.

In der Landessprache nennt sich die Bretagne Breizh und man spricht hier Brezhoneg (bretonisch) – ursprünglich ein keltischer Dialekt. Seit 1977 wird Bretonisch wieder als Wahlfach an Schulen gelehrt.
Das mag ja alles interessant und anders sein, aber ausschlaggebend um einen Urlaub hier zu verbringen ist es bestimmt nicht. Betrachtet einfach ein paar der beigefügten Fotos – die sprechen Bände.

Was also zieht jährlich 3 Millionen Besucher in diese abgelegene Region Frankreichs?
Ist es
- das Meer oder die wilde und zerklüftete Landschaft
- die Steinreihen von Carnac, die zahlreichen Menhire (Hinkelsteine) und Dolmen (Felsen- bzw. Hügelgräber)
- der Fôret de Brocéliande in welchem Merlin von der Fee Viviane gefangen gehalten wurde (heute der Wald von Paimpont)
- die 47 Leuchttürme welche zum Teil noch bestiegen werden können, jeder auf seine Art interessant und einzigartig
- die Enclos Paroissiaux (umfriedeten Pfarrbezirke) – typisch für die tiefgläubigen Bretonen, wo fast jedes Dorf seinen Heiligen hat
- die Abers – Gezeitenflüsse, die ihre Fließrichtung mit dem Lauf der Gezeiten ändern

- die Côte de Granit Rose (Rosa Granitküste) mit ihren typischen, äußerst seltenen rosafarbenen Granitfelsen
- die kleinen mittelalterlichen gut erhaltenen Städtchen mit ihren engen Gassen die berühmte Maler angezogen haben
- der größte Tidenhub Europas (14 m) und der zweitgrößte der Welt
- das erste kommerziell genutzte Gezeitenkraftwerk der Welt an der Mündung der Rance
- die vielen Legenden, die sich um dieses Gebiet auch heute noch ranken
… oder ist es was ganz anderes?

Auch wenn es flächenmäßig klein erscheint und alles nahe beieinander liegt, so hat dieser kleine Flecken Erde großen Eindruck bei uns – vor allem bei mir – hinterlassen.
Was wir alles in der Bretagne entdeckt haben oder was es noch zu entdecken gibt findet ihr in der Kategorie Bretagne … alle besuchten Ortschaften werden auf der unten stehenden Karte festgehalten und mit den dazugehörigen Beiträgen im Blog verlinkt.
Weitere Fotos zu diesem wunderschönen und äußerst interessanten Gebiet das bis zum Ende der Welt (Finistère – Finnis Terra) reicht, gibt’s in meinem Fotoblog in der gleichnamigen Kategorie – Bretagne.

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